Steinheim (red). Am Mittwoch war der GRÜNE Bundestagsabgeordnete Robin Wagener zu Gast in Steinheim im Klön-Café am Markt. Im Anschluss an die Vorstellung des gelungenen Projektes „Klön-und Repaircafé“ lud der Kreisverband Bündnis 90/ die Grünen unter Beteiligung von Rainer Pauli, Sprecher der Organisation „Pulse of Europe“ im Kreis Höxter, zu einer Diskussionsrunde ein. Über 30 Gäste nahmen an der angeregten Diskussion zum Thema „Die Ukraine - Der Krieg und wir“ teil.
Steinheim kämpft, wie viele Kleinstädte im ländlichen Raum, mit zunehmendem Leerstand und fehlenden gastronomischen Angeboten im Stadtkern. „Es fehlte ein Ort zum Klönen, für kleinere Veranstaltungen oder Begegnungen, der so wichtig ist für den sozialen Zusammenhalt“, schilderte Christiane Lambertz, Gründungsmitglied vom Verein des Klön-Cafés. „Als dann auch noch das Hotel am Markt geschlossen wurde, entstand die Idee, hier einen solchen Ort, getragen von einem Verein, zu schaffen.“
Bei dem reinen Café sollte es nicht bleiben, zusammen mit zahlreichen anderen Ehrenamtlichen gründete sich ein Verein, der auch noch ein Repair-Café betreibt. Dieses hat dienstags und donnerstags geöffnet und nutzt ebenfalls die Räume im alten Hotel. Hier werden kleine Haushaltsgeräte aller Art repariert und geprüft, Handydisplays getauscht, Ersatzteile recherchiert und bestellt. Alles mit Hilfe von fachkundigen Vereinsmitgliedern im Ehrenamt und auf Spendenbasis.
„Das Projekt ist auf so vielen Ebenen großartig“, lobte Robin Wagener, „hier werden Umwelt-Ressourcen und zugleich der Geldbeutel geschont. Dabei kommen Menschen zusammen, tauschen sich aus oder helfen einander, was die Gemeinschaft stärkt. Solche Orte sind von ungeheurem Wert für den sozialen Zusammenhalt, gerade in der heutigen Zeit.“
Was unsere Gesellschaft zusammen hält, war auch eine zentrale Frage in der anschließenden Diskussion zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Angeregt diskutierten die zahlreichen Gäste mit Rainer Pauli, Pulse of Europe und dem Vorsitzenden der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe, Robin Wagener, darüber, wie der Krieg in Europa manch pazifistische Grundhaltung in Frage stellt. „Die Angriffe auf die Ukraine müssen wir aus heutiger Sicht als eine absehbare Eskalation all jener völkerrechtswidrigen Grenzüberschreitungen Russlands sehen, die Europa in den vergangenen Jahren ohne angemessene Reaktion geduldet hat. Die Annexion der Krim, die Einnahme von Donezk und Luhansk, das Aufrüsten Russlands entlang der ukrainischen Grenze- man ließ Putin gewähren in naiver Hoffnung auf dauerhaften Frieden und Einhaltung der Abkommen.“, erklärt Wagener auf die Frage, warum man Putin so lange unterschätzt habe.
Was Gäste und Redner einte, war die Hoffnung auf ein baldiges Ende der blutigen Auseinandersetzung. Hierfür brauche es die Unterstützung durch weitere Waffenlieferungen des Westens, aber, so betonte Rainer Pauli, auch die regelmäßigen Solidaritätsbekundungen aus dem Westen seinen ein Signal, welches in seiner Bedeutung für die Moral der Menschen in der Ukraine nicht zu unterschätzen sei.
Auf die Frage nach diplomatischen Bemühungen um Frieden stellte Wagener klar: „Entgegen der häufigen Darstellung gibt es zahlreiche diplomatische Anstrengungen auf diversen Ebenen. Leider müssen wir jedoch festhalten, dass Putin als Verhandlungspartner derzeit kein Interesse an konstruktiven Verhandlungen hat, so bitter das auch ist. Kapitulation und ein pro-russischer Systemwechsel der Ukraine sind nachvollziehbarerweise keine Forderungen, die in einen Kompromiss münden können.“
Auch wenn sich der Austausch über die Ukraine zu keinem einfachen Fazit zusammenfassen ließ, so waren sich doch alle Anwesenden einig, dass Demokratie ein hohes Gut sei, welches es in Europa ebenso zu verteidigen gelte, wie in persönlichen Gesprächen oder politischen Debatten mit AfD-Sympathisanten. Dialog, Frieden und Menschlichkeit braucht es auf allen Ebenen: vom Klön-Café bis in die Weltpolitik.
Foto: Ludger Roters, GRÜNE