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Samstag, 16. November 2024 Mediadaten
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Höxter (red). „So ein Jahr hatten wir schon lange nicht mehr“, resümiert Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter, zum bevorstehenden Erntedank. Vor allem die schwierigen Erntebedingungen machten den Bauern zu schaffen. Dieser Regensommer zeigte, dass gute Ernten nicht selbstverständlich sind.

Nachdem die Gerste Anfang bis Mitte Juli bei schönem Wetter gedroschen werden konnte, setzte dann Dauerregen ein. Dieser ließ so gut wie keine Erntearbeiten zu. Weizen, Triticale (Kreuzung aus Roggen und Weizen), Roggen sowie Hafer standen rund vier Wochen reif auf den Feldern. Mit jedem Regentag, an dem der Mähdrescher nicht fuhr, nahm die Backqualität von Weizen und Roggen ab. So verwandelte sich Brotgetreide vielerorts zu Futtergetreide. Oftmals konnte das Getreide auch nur noch über die Biogasanlage verwertet werden. Bei Raps und Ackerbohnen gab es ebenfalls Auswuchs und aufgeplatzte Schoten. „Es ist schon enttäuschend“, so Tillmann, „was das ganze Jahr Arbeit und Geld gekostet und gut auf dem Halm gestanden hat, konnte dann wegen des vielen Regens nicht zur üblichen Erntezeit gedroschen werden.“

Regen gut für Wald, Wiesen, Weiden, Mais und Zuckerrüben

Vom Regen profitiert haben dagegen der Wald, die Wiesen und Weiden, der Mais und die Zuckerrüben. „Wiesen und Weiden sowie Mais sind gut gewachsen“, berichtet der Vorsitzende. „Wiesen und Weiden, also das Grünland, brauchen Feuchtigkeit und die hatten wir in diesem Frühjahr und Sommer". Die Landwirtsfamilien mit Rindern, Pferden und Schafen müssen sich daher im Vergleich zu den Dürrejahren keine Sorgen um knappes Futter machen.

Wie bei Grünland und Mais erwarten die Landwirte auch bei den Zuckerrüben eine gute Ernte.

Ohne Tierhaltung keine nachhaltige Ernährung

Gerade die schwierige Erntesituation in diesem Sommer verdeutlicht, dass für den Menschen nicht geeignete Ernteprodukte über die Tierhaltung für unsere Ernährung nutzbar werden. Ohne die Tierhaltung sei eine nachhaltige Ernährung nicht möglich. „Unsere Tierhaltung verwertet in diesem Jahr einen großen Teil der Ernte“, erläutert der Vorsitzende. „Verbleibt das reife Korn wie in diesem Jahr zu lange bei feuchter Witterung auf dem Halm, keime es. Es setzen Keimungsprozesse ein, die die Backeigenschaften reduzieren“, sagt der Landwirt. Brot aus diesem Getreide würde nicht mehr richtig aufgehen und wäre unverkäuflich. „Unseren Tieren, egal ob Rinder oder Schweine, dient es nun als Futter und kommt so über den Umweg des Tiermagens als Milch oder Fleisch uns Menschen wieder zu Gute“, betont er. Hätten wir unsere Tiere nicht, gäbe es in diesem Jahr keine sinnvolle Verwertung für viele Getreidepartien.

Im Sinne der Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz sinnvoll genutzt

Darüber hinaus: Das Getreide, das wegen des Dauerregens so stark gelitten hat, dass es auch als Tierfutter nicht mehr verwertet werden kann, wird in Biogasanlagen genutzt. Es wird in Strom und Wärme umgewandelt. Tillmann erklärt die Verwertungsrangfolge: Die Priorität sei zunächst die Verwertung für den Teller, also die menschliche Ernährung, dann für den Trog, also als Tierfutter und, wenn auch das nicht mehr geht, als letztes als nachwachsender Rohstoff. Doch: Jede reduzierte Verwendung sei für die Landwirte mit finanziellen Einbußen versehen. So sei aber das Getreide im Sinne der Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz sinnvoll genutzt.

Agrarpolitik rückwärtsgewandt und realitätsfern

Mehr noch als das Wetter machen den Bauernfamilien die politischen Vorgaben sorgen. Es seien herausfordernde Zeiten, so Tillmann. „Das wir mitten im Klimawandel sind, kann man Jahr für Jahr mehr spüren“, beschreibt der Vorsitzende. „Damit die Landwirtschaft diese Herausforderung schafft, brauchen wir Planungssicherheit vonseiten der Gesellschaft und Politik.“ Es reichten keine Lippenbekenntnisse. Nur eine verlässliche Politik werde die jungen Menschen ermutigen, in der Landwirtschaft ihre Zukunft zu sehen. Leider sei die Ampelregierung nicht in der Lage, gemeinsam einen Zukunftspakt „Ernährungssicherung“ auf den Weg zu bringen. Tillmann: „Den brauchen wir, damit auch morgen und übermorgen die Menschen mit heimischen Lebensmitteln versorgt werden können.“

Tillmann: „Gott sei Dank von Naturkatastrophen verschont.“

Abschließend erinnert der Vorsitzende zu Erntedank: „Trotz aller Witterungsextreme sind wir Gott sei Dank von größeren Extremen und Naturkatastrophen verschont geblieben.“ Er denkt hier beispielsweise an die Waldbrände auf Rhodos, die verheerende Flutkatastrophe in Libyen oder das Erdbeben in Marokko. „Die schlimmen Bilder kommen uns sofort vor Augen und zeigen, wie sehr wir auf Gottes Gnade angewiesen sind“, sagt Tillmann. „Das sollten wir alle nicht vergessen."

Foto: WLV

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