Paderborn/Kreis Höxter/Lügde (red). Weitreichende Entscheidungen hat die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn getroffen: Superintendent Volker Neuhoff wurde für eine zweite Amtszeit gewählt, und die 16 Kindertageseinrichtungen bleiben bis auf weiteres in evangelischer Trägerschaft. Beschlossen wurde ein Spar- und Investitionspaket, das ein aktuelles Defizit in Höhe von rund 880.000 Euro ausgleichen und zugleich zukunftsfähige Veränderungen kirchlicher Arbeit ermöglichen soll.
Die Grundbewegung von Kirche sei für ihn das Hingehen. „Kirche, die Christus nahe ist und sich von ihm aus auf den Weg zu den Menschen macht“, sagte Superintendent Volker Neuhoff in der Rede anlässlich seiner Kandidatur für die Wiederwahl. Viel in diese Richtung sei in den vergangenen acht Jahren seit seiner Wahl geschehen: vom Kita-Tag über die Krankenhausseelsorge bis zur Beteiligung an Landesgartenschauen. Für die Zukunft stellt Neuhoff sich eine „stärker missionarische Kirche“ vor, die den Kontakt mit denen sucht, die der Kirche nicht hoch verbunden sind sowie eine Kirche, die sich mehr vernetzt. Mit 57 Ja-Stimmen bei 15 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen wählten die Synodalen Volker Neuhoff (62) für eine zweite Amtszeit von vier Jahren bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand.
Großen Raum nahmen auf der Synode die Beratungen über insgesamt vier vorgeschlagene Spar- und Investitionspakete im Rahmen des Zukunftsprozesses des Kirchenkreises ein und damit auch über die Zukunft der Kindertageseinrichtungen und der Häuser der offenen Tür (HoT) in evangelischer Trägerschaft. Die Vorschläge umfassten den vollständigen Verzicht auf die Finanzierung von Kitas und HoTs, die teilweise Abgabe der Kita-Trägerschaft, den Erhalt der Kita-Trägerschaft oder den weitgehenden Verzicht auf Investitionen. „Wir nehmen mit Kitas und HoTs staatliche Aufgaben wahr. Die Diskussion über die Finanzierung können wir uns nicht länger leisten“, erläuterte Pfarrer Claus-Jürgen Reihs für die Region West. Bei der Finanzierung der HoTs müssten die Kommunen mehr in die Pflicht genommen werden, sagte Pfarrerin Katrin Elhaus (Bad Driburg). Nach mehrstündiger Diskussion stand am Ende eine äußerst knappe Entscheidung mit nur einer Stimme Unterschied für den Vorschlag des Kreissynodalvorstandes gegenüber einem Vorschlag der Kirchengemeinde Paderborn. Anschließend wurde nach einem Kompromiss gesucht, den dann eine deutliche Mehrheit der Synodalen mittragen konnte.
Beschlüsse zu Kitas und HoTs
Der Kirchenkreis versucht, bis 2026 (dann soll das Kinderbildungsgesetz des Landes NRW die Kita-Finanzierung neu regeln) die Finanzierung der 16 Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis (11 in Trägerschaft des Kita-Verbundes, 5 in Trägerschaft der Kirchengemeinde Paderborn) in einem Rahmen von mindestens 1 Million Euro bis zu 10 Prozent der jährlichen Kirchensteuereinnahmen aufrecht zu erhalten. Zum Ausgleich von Defiziten werden die Rücklagen des Kita-Bereichs eingesetzt. Die drohende Abgabe der Trägerschaft von sechs bis sieben evangelischen Kitas konnte damit erst einmal abgewendet werden.
„Aufgegebene Kitas kommen nicht wieder. Die Kitas wollen in der Kirche mitgestalten“, hatte sich Ulrike Freitag-Friedrich, Geschäftsführerin des Kita-Verbundes, für den Erhalt der Kitas eingesetzt. Nach der Entscheidung erklärte sie: „Wir werden bei der Politik weiter ordentlich Druck für eine auskömmliche Finanzierung der Kitas machen.“ Pfarrer Thomas Walter, Kirchengemeinde Paderborn, betonte: „Kirche findet nicht nur in der Kirche statt. Die Kitas sind gelebte Glaubensvermittlung.“ Während der Synode protestierten Eltern und Kinder der Paderborner Kita Himmelszelt gegen die drohende Aufgabe der evangelischen Trägerschaft und forderten auf Transparenten von der Politik mehr Unterstützung für die Träger. „Ich bin ganz bei Ihnen. Wir rufen die Politik auf, uns nicht im Regen stehen zu lassen“, sagte Superintendent Volker Neuhoff. „Wir brauchen die Unterstützung der Politik und der Kommunen, sonst können wir es auf Dauer nicht schaffen.“
Im Beschlusspaket enthalten ist auch die Finanzierung der HoTs in evangelischer Trägerschaft. Die HoT-Standorte der Kirchengemeinden Bad Driburg, Borchen, Emmer-Nethe und Paderborn werden im Haushaltsjahr 2024 zu 25 Prozent ihres Haushaltsvolumens von der Finanzgemeinschaft des Kirchenkreises mitfinanziert.
Das Spar- und Investitionspaket
Weitere Bestandteile des beschlossenen Paketes: Die Diakonie Paderborn-Höxter e.V. erhält wie im letzten Jahr 4,5 Prozent der jährlichen Kirchensteuereinnahmen des Kirchenkreises. Die Stelle der Erwachsenenbildung wird aufgrund zugesagter Projektförderung für drei Jahre fortgeführt. Das Schulreferat und die Mediothek gehen auf eine Kooperation mit den benachbarten Kirchenkreisen in Form eines gemeinsamen Bildungszentrums zu. Beim Verband der Kirchenkreise Bielefeld, Gütersloh, Halle und Paderborn wird eine gemeinsame Fachstelle Fundraising aufgebaut; zur Finanzierung wird eine vakante halbe Stelle im Öffentlichkeitsreferat eingesetzt. Im Bereich „Superintendentur und synodale Dienste“ sollen 75.000 Euro eingespart werden. Weitere Investitionen in folgenden Bereichen sind mit einem Sperrvermerk versehen und an eine Konzepterstellung gebunden: Eine neue halbe Stelle im Jugendreferat und ein Innovationsfonds in Höhe von 150.000 Euro für Projekte im Bereich „Mobile Kirche“ und „Digitale Kirche“.
Die Evangelische Kirche von Westfalen rechne im Haushaltsjahr 2023 mit Kirchensteuereinnahnen in Höhe von 520 Millionen Euro und plane für 2024 mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 548 Millionen Euro, erläuterte Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Vorsitzender des Finanzausschusses, in seinem Bericht. Für den Kirchenkreis Paderborn werden 2023 Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 11,65 Millionen Euro erwartet und 11,67 Millionen Euro im Jahr 2024. „Das bedeutet keine Entspannung“ betonte Düker mit Blick auf allgemeine Kostenerhöhungen und gestiegene Personalkosten. Die Synodalen beschlossen die Haushalte 2024. Notwendig ist eine Rücklagenentnahme von 248.000 Euro (2023: 784.000 Euro).
In ihrem Grußwort ging Sigrid Beer, nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), auf den Rücktritt von Annette Kurschus als Präses der EKvW und Ratsvorsitzende der EKD ein. Die evangelische Kirche sei Erschütterungen ausgesetzt, so Beer. Zeichen für Ermutigung sieht sie in den Ergebnissen der 6. Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung (KMU): „Wir werden weniger. Aber die Menschen habe hohe Erwartungen an die Kirchen und vertrauen ihrem sozialen Engagement.“
Der Gottesdienst zur Synode wurde geleitet von Pfarrer Detlev Schuchardt (Bad Lippspringe), der im Januar 2024 in den Ruhestand gehen wird. In seiner 1000. Predigt stimmte er die Synodalen mit Blick auf die Adventszeit trotz aller schwierigen Entscheidungen hoffnungsfroh: „Es ist Gottes Zukunft, auf die wir warten. Ihm den Weg frei zu machen, ist unsere Aufgabe.“
Das Leitungsgremium Kreissynode setzt sich aus Abgeordneten der 14 evangelischen Kirchengemeinden und der gemeinsamen Dienste zusammen. Die rund 100 Synodalen vertreten 75.000 evangelische Christinnen und Christen in den Kreisen Höxter und Paderborn sowie in Lügde im Kreis Lippe.