Brakel (red). Für über vierzig Jahre Vorstandstätigkeit hat jetzt der Männergesangverein 1868 Brakel seinen Schriftführer Gerd Güthoff (82) zum Ehrenmitglied ernannt. Die entsprechende Urkunde wird ihm im Rahmen der Jubilarehrung Ende Juli überreicht.
Schon als junger Mann trat Gerd Güthoff in die Gemeinschaft der Sänger ein. Schnell hatte man nicht nur sein Talent im zweiten Tenor, sondern auch sein Händchen für „Höheres“ erkannt. Nach einigen anderen Posten im Vorstand beförderte man ihn vor dreißig Jahren zum ersten Schriftführer und Chronisten. Seinen – immer noch – handgeschriebenen (!!) Ausführungen im Protokollbuch des MGV lauschen die Sänger jedes Jahr in ihrer Generalversammlung. Erst Recht verdient gemacht hat sich der Senior aber in der Organisation der über 25 Weihnachtskonzerte, die meist in der Kapuzinerkirche am zweiten Weihnachtsfeiertag aufgeführt wurden. Er suchte dazu heitere und besinnliche Texte aus, die von Heinz Hermes zwischen den Liedern gekonnt vorgetragen wurden. In Verbindung mit dem jeweiligen Dirigenten passte Gerd Güthoff auch die Themen der Lieder den Geschichten an. Eine Arbeit, die er jedes Jahr schon Monate im voraus begann und die ihm viel Freude bereitete.
Weniger Freude, aber umso mehr Mühe und eine glückliche Hand bewies der agile Schriftführer 2010, als ein Tag vor dem Konzert die eingeplante Sopranistin krankheitsbedingt absagen musste. Der damalige Pianist Timo Schuster aus Warburg kannte den jungen Tenor Johannes An aus Südkorea, der am Staatstheater Kassel fest engagiert war. Die beiden Freunde Gerd und Timo ließen die Weihnachtsplätzchen stehen und machten sich noch am selben Tag, unterm Arm die entsprechenden Noten, durch ein mächtiges Schneechaos auf den Weg nach Kassel und engagierten Johannes An vom Fleck weg für den folgenden Tag. Über Nacht hatte der Profi-Sänger die ihm unbekannten Lieder einstudiert und kam am zweiten Weihnachtsmorgen – wieder durch einen Schneesturm – zur Generalprobe nach Brakel. Die Besucher des nachmittäglichen Konzertes bekamen von den Schwierigkeiten nichts mit, die Aufführung wurde ein voller Erfolg und der Beginn einer Freundschaft zwischen Chor und Tenor. Leider absolvierte Johannes An mit seiner Frau, einer Pianistin, beim Jubiläumskonzert 2018 in der Brakeler Stadthalle seinen letzten Auftritt in Deutschland, denn er ging mit Familie wieder zurück in sein Heimatland.
Foto: MGV