Kreis Höxter (red). Im Kreis Höxter hat sich in den letzten Jahren ein Netzwerk aus engagierten Menschen gebildet, die sich der Erhaltung und Bewirtschaftung der Streuobstbestände unserer schönen Kulturlandschaft verschrieben haben. Unter anderem wird zurzeit ein Lehrgang im Bildungshaus Modexen durchgeführt.
Dabei erfuhren zwanzig angehende Streuobstwiesenberater*Innen am Wochenende 7. und 8. Januar 2023, dass der Winter in vielen Fällen die beste Jahreszeit ist, um Obstbäume zu schneiden. Ihnen wurde der Jungbaumschnitt nahegebracht. Dabei werden Bäume bis zum Alter von ca. 10 Jahren regelmäßig „erzogen“. Dieser Jungbaumschnitt heißt daher auch Erziehungs- bzw. Aufbauschnitt. Die meist hochstämmigen Obstbäume sollen ein stabiles und statisch sicheres Kronengerüst aufbauen, das in der Regel durch eine Stammverlängerung und 3-5 leicht aufstrebende Leitäste (Form eines Rotweinglases) gebildet wird.
Um zu wissen, wo und warum die Schere angesetzt wird, wurden erst die Wuchsgesetze besprochen und dann das Prinzip des Naturgemäßen Obstbaumschnittes erläutert. Mit diesem neuen Wissen ausgestattet, ging es auf die Streuobstwiese, um die Theorie in die Praxis umzusetzen. Nach einer ausführlichen Baumansprache wurde Hand angelegt und in Kleingruppen einzelne Bäume geschnitten. Diese Erstlingswerke werden am Ende des Lehrganges, im November, wieder besucht, um die Reaktionen der Bäume zu erleben und daraus Rückschlüsse auf die Qualität des Schnittes zu ziehen.
Das 3. Modul am 18. und 19. Februar hatte den Schnitt von Umstellungsbäumen zum Thema. Das sind all die Obstbäume bis maximal 25 Jahre, deren Erziehung vernachlässigt wurde oder ganz unterblieben ist. Hierbei muss erst „Ordnung“ in die Krone gebracht werden. Die Stammverlängerung und die Leitäste werden definiert. Je nachdem, wie dicht die Krone schon ist, wird die Umstellung auf zwei und mehr Jahre aufgeteilt, Mehr als 25 % der Äste und Zweige sollte pro Jahr nicht entnommen werden. Der Baum würde sonst sehr stark auf den Eingriff reagieren und eine große Anzahl von sogenannten „Wasserreisern“ bilden.
Der Schnitt an Altbäumen wird in einem separaten Modul als Aufbaukurs angeboten.
Ein gut erzogener und gepflegter Obstbaum liefert qualitativ hochwertiges Obst, das je nach Sorte z.B. als Tafelapfel, für Saft, Dörrobst oder Hochprozentiges genutzt werden kann. Dieses gesunde und regionale Lebensmittel bekannter zu machen, ist eine weitere Aufgabe der sich die Streuobstwiesenberater*Innen widmen.
Weitere Infos rund um das Thema Streuobst bei Marie-Luise Eickmeier-Ehrlich (
Foto: Eickmeier-Ehrlich