Beverungen (TKu). In Würgassen soll am ehemaligen Kernkraftwerk vorübergehend ein Atommüll-Logistikzentrum für mehrere hundert Millionen Euro entstehen, wie am Freitagnachmittag bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde. Hier soll Atommüll für schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus ganz Deutschland in Behältern zwischengelagert werden.
Hochradioaktive Abfälle, wie etwa abgebrannte Brennelemente, würden dort nicht gelagert, so heißt es von der Gesellschaft für Zwischenlagerung aus Essen (BGZ). Das Lager soll spätestens im Jahr 2027 fertiggestellt sein und seine Aufgabe wahrnehmen können. Das Ausmaß des Zwischenlagers aus Stahlbeton wird gigantisch: Die Maße werden voraussichtlich 325 Meter lang, 125 Meter breit und 16 Meter hoch sein. Die Gesellschaft für Zwischenlagerung muss unseren Angaben zufolge 450 Millionen Euro in das Vorhaben investieren. Nach einer Zwischenlagerung werden die radioaktiven Abfälle für den Transport in das Endlager „Konrad“ nahe Salzgitter zusammengestellt. Die radioaktiven Abfälle stammen einerseits von stillgelegten Atomkraftwerken und andererseits aus der Forschung, dem Gewerbe und der Medizin.
Das Zwischenlager sei notwendig, um die zeitnahe Einlagerung des Atommülls im Endlager Konrad sicherzustellen. "Das Logistikzentrum wird nach dem Ende des Einlagerungsbetriebs im Endlager wieder geschlossen", erklärt die BGZ.
Ewold Seeba von der Geschäftsführung der BGZ teilt weiterhin mit, dass die Entscheidung, das Zwischenlager in Würgassen zu errichten, nach sorgfältiger Standortprüfung gefallen sei, in Abstimmung mit dem Bundesumweltministerium. Das bereits zwei funktionierende Zwischenlager in Würgassen in Betrieb seien und der Standort über viele logistische Vorteile, wie ein Schienenanschluss, verfüge, sei maßgeblich für die Standortentscheidung gewesen, so Seeba. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens solle auch die Öffentlichkeit an den Plänen beteiligt werden.
Die Organisation „ausgestrahlt“ (www.ausgestrahlt.de) äußerte hierzu Kritik an dem Vorhaben. Sie bemängelte, dass künftig aus allen Himmelsrichtungen strahlende Behälter zuerst nach Würgassen transportiert würden und die Atommüll-Züge von hier aus weiter nach Salzgitter fahren.
Nach Ansicht des BUND zementiert die Entscheidung einen „Irrweg“. Das Endlager „Konrad“ entspräche nicht dem Stand der Wissenschaft und Technik und würde heute nicht mehr genehmigt werden, bemängelte BUND-Chef Olaf Bandt.
Am Mittwoch, 18. März, um 18 Uhr wird es eine Bürgerversammlung zum neuen Lager in der Sporthalle in Würgassen mit dem BGZ-Vorstand geben. Weitere Informationsveranstaltungen sollen folgen, um Transparenz zu schaffen, wie es vom BGZ-Vorstand heißt. Die BGZ rechnet aber trotzdem mit Protesten und Demos gegen das Zentrallager. In der Internet-Facebookgruppe "Beverungen und Umgebung" tauchte bereits die Frage auf: "Sagt mal, gibt es hier auch die Infos, wenn sich eine Gruppe treffen wird, um den Aufstand zu proben. Ich wäre daran interessiert, lebe aber in Paderborn. Sagt mir bitte Bescheid".
Foto: Thomas Kube