Kreis Höxter (red). Das Corona-Infektionsgeschehen beim Schlachthofgiganten Tönnies im Kreis Gütersloh verunsichert auch im Kreis Höxter die Verbraucher. Diesmal ist es nicht das Fleisch selbst, das vom Skandal betroffen ist, sondern die Arbeits- und Wohnverhältnisse der Arbeiter, deren Situation die Covid-19 Ansteckung erheblich begünstigt hat und nun auch deutliche Folgen für die Bevölkerung nach sich zieht. Die Fleischer-Innung Höxter-Warburg nimmt die aktuelle Situation in einem Pressegespräch zum Anlass, sich gegenüber der Fleischindustrie zu positionieren.
Die Zentralisierungsentwicklungen der letzten Jahre und die vielen Skandale rund um den globalisierten Fleischmarkt hat nicht nur viele kleine und mittlere Innungskollegen bereits die Existenz gekostet, auch das Image ist ruiniert. Alfred Brilon, Obermeister der Fleischer-Innung Höxter-Warburg, wird deutlich: „Immer wieder ein neuer Skandal, immer wieder die großen Konzerne und Discounter, die uns in Misskredit bringen.“ Von den großen Schlachthöfen sei man im Kreis Höxter nicht nur räumlich weit entfernt, sondern hat auch in der Wahrnehmung der eigenen Verantwortung eine andere Einstellung: „Wir kennen die Landwirte persönlich, die uns beliefern bzw. wo wir auch selbst Tiere abholen. Die Fleischer im Kreis Höxter schlachten zum großen Teil selbst oder lassen ihre Tiere in Lohn schlachten. Auch unsere Mitarbeiter werden fundiert ausgebildet und nach gesetzlichen Vorgaben bezahlt und rundum abgesichert“, sagt der Obermeister.
Heiko Böddeker von der Regionalmarke Kulturland bei der GfW weist auf die Vielfalt und die regionale Qualität hin: „Wir haben im Kreis Höxter eine vergleichsweise hervorragende Möglichkeit, bei regionalen Betrieben einzukaufen. Und wir wissen alle über die Hintergründe, die das Fleisch im Discounter so billig machen. Ich kann nur an die Menschen in der Region appellieren, die Konzernstrukturen nicht mehr zu unterstützen. Fragen sie beim regionalen Metzger ruhig mal nach, woher das Fleisch stammt und wo geschlachtet wurde. Das sind ehrliche und transparente Betriebe, die nicht nur profitorientiert agieren, sondern verantwortungsvoll für Mensch und Tier.“
Grundsätzlich unterliegen die Betriebe einem hohen Anspruch an Hygiene und Transparenz. In Corona-Zeiten sind Schutz von Mitarbeitern und Kunden dann noch einmal verstärkt worden. „Als Fleischerbetriebe sind wir systemrelevant. Wir haben durchgängig gearbeitet um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Das natürlich auf Grundlage der erweiterten Bestimmungen und nötigen Abstandsregeln. Unsere Mitarbeiter stammen allesamt aus der Region und werden nicht finanziell oder gar gesundheitlich ausgebeutet“, weist Brilon auf die hohe Verantwortung und Standards seiner Mitgliedsbetriebe hin.
Im Kreis Höxter sind derzeit 18 Fleischereien in der Innung der Fleischer. Diese Innungsbetriebe arbeiten alle nahezu ausschließlich regional. Hauptgeschäftsführer Gerald Studzinsky von der Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg betont: „Gerade die Zugehörigkeit unserer örtlichen Fleischereibetriebe zur Innung des Fleischerhandwerks ist von großer Bedeutung, da dadurch Qualitätsstandards, wie die Tarifbindung, handwerkliche Tradition und hohe Ausbildungsstandards, wie der Meister- oder Gesellenbrief für die Mitarbeiter der Mitgliedsbetriebe der Innung verpflichtend sind.“
Als anerkannter systemrelevanter Teil der Nahrungsmittelversorgung tragen die örtlichen Handwerksbetriebe des Fleischerhandwerks aber auch zur Bekämpfung des Virus bei, wie Hauptgeschäftsführer Studzinsky ergänzt: „Neben den kurzen und nachvollziehbaren Transportwegen ist es auch die persönliche Beziehung zwischen den Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden, die gerade jetzt einen zusätzlichen Beitrag zur Eindämmung der Verbreitung des Virus leistet und hilft, wichtige regionale Wertschöpfungsketten aufrecht zu erhalten“.
Foto: Fleischer-Innung Höxter-Warburg