Höxter (red). Fest entschlossen greift Malte zu der großen Kiste mit den Duplo-Steinen. Nur einen Augenblick später entscheidet sich der Eineinhalbjährige dafür, lieber doch das kleine Feuerwehrauto durch den Raum pesen zu lassen. Er ist einer der Ersten, der den neu errichteten Wartebereich für Kinder im Ambulanten OP-Zentrum des St. Ansgar Krankenhauses der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge gGmbH in Höxter spielerisch einweihen darf. "In diesem Raum möchten wir eine kleine Oase schaffen, in der wir den Kleinen vorab die Angst vor einer Operation nehmen", sagt Helene Tammert, Fachkrankenpflegerin für Anästhesie und Intensivpflege.
Und die 36-Jährige, die bereits seit 14 Jahren im St. Ansgar Krankenhaus arbeitet und vor vier Jahren nach einer Fachweiterbildung in das Institut für Anästhesiologie gewechselt ist, weiß, wovon sie spricht. "Viele Kinder haben Angst vor der OP, schreien sehr laut und spüren vor allem auch die Unsicherheiten ihrer Eltern", sagt Helene Tammert. Einen speziellen Wartebereich in netter Umgebung gab es nicht. Nachdem das Kind zum Beispiel seinen Beruhigungssaft bekommen hat, musste es auf dem Bett sitzen bleiben und die Eltern saßen auf einem Hocker daneben. Tammert: "Das ist weder für das Kind noch für die Eltern eine angenehme Situation."
Vom Krankenhaus-Geschehen ablenken
Nachdem sich Tammert vor zwei Jahren für das berufsbegleitende Studium "Bachelor of Arts in Healthcare" entschieden hat, stand das Thema für die Bachelor-Arbeit der erfahrenen Fachkrankenpflegerin schnell fest. "Kann ich mit Ablenkung Kindern die Angst vor einer OP nehmen?", lautet die Fragestellung der Thesis. Somit war die Idee eines extra eingerichteten Wartebereiches für Kinder mit vielen verschiedenen Möglichkeiten zum Spielen geboren – ob mit Duplo-Steinen, Lego, Puzzel oder Büchern. "Der Raum ist für Kinder verschiedenen Alters geeignet. Ein Fernseher für Ältere steht auch zur Verfügung", sagt Helene Tammert, deren Wunsch es ist, die Kinder vor allem von dem Krankenhaus-Geschehen abzulenken.
Nähe zwischen Kind und Eltern
Bei dem eineinhalb Jahre alten Malte ist das definitiv gelungen. "Er war abgelenkt, hat die Vorbereitungen rund um die OP nicht wahrgenommen und er konnte auf meinem Schoß sitzen, nachdem er den Beruhigungssaft bekam, und langsam einschlafen", sagt Diana Weber, seit 18 Jahren als Kinderkrankenschwester im St. Ansgar Krankenhaus tätig und seit Kurzem in Elternzeit. Auch für die Eltern sei es nicht immer einfach, ihre Kinder vor einer anstehenden Operation gut zu beschäftigen.
Kollegen spenden Spielzeug
Das Spielzeug für den neuen Wartebereich im ersten Stock des Krankenhauses stammt übrigens aus Helene Tammerts privatem Fundus oder dem ihrer Kollegen. "Ich habe einen kleinen Aufruf gestartet und jeder hat das mitgebracht, was er zu Hause entbehren konnte", erinnert sie sich zurück, "das war wirklich toll und dafür bin ich meinen Kollegen sehr dankbar." Genutzt wird der Raum derzeit hauptsächlich von etwa fünf Kindern pro Woche, die zwischen eins und zehn Jahre alt sind. Glücklich über dieses neu umgesetzte Projekt im Ambulanten OP-Zentrum ist auch Constance Jow, Standortleiterin am St. Ansgar Krankenhaus. "Wir legen mit diesem neuen Wartebereich nicht nur einen besonderen Augenmerk auf unsere kleinen Patienten. Es ermöglicht uns auch, den Komfort für Eltern, deren Kinder sich gerade im OP befinden, zu verbessern."
Foto: KHWE