Brakel/Bad Driburg. Die Entwicklung in der Endoprothetik macht rasante Fortschritte, der Einsatz von Robotern und digitalen Hilfsmitteln wie Augmented Reality für den künstlichen Gelenkersatz nehmen weiterhin zu. Seit mittlerweile 43 Jahren treffen sich Ärzte und Physiotherapeuten aus der Region zu einer gemeinsamen Fortbildung der Klinik für Orthopädie des St. Vincenz Hospitals der KHWE. Nach einer Corona-Pause ist es Chefarzt Prof. Dr. Rolf Haaker wieder gelungen, auch bekannte Koryphäen für die Veranstaltung zu gewinnen.
Mehr als 80 Teilnehmer kamen im Gräflichen Park in Bad Driburg zusammen, um sich über aktuelle Trends bei Gelenkersatz und Operationen an Schulter-, Knie und Hüftgelenken auszutauschen. So berichtete Prof. Dr. Martin Engelhardt vom Klinikum Osnabrück über den Einsatz von so genannten Kurzschaftprothesen, einem vergleichsweise deutlich kleinerem Implantat, für Hüftoperationen bei immer jünger werdenden Patienten. Dr. Werner Hettwer vom Borromäus Hospital Leer, der auch in einer Fachklinik für Orthopädie in Kopenhagen tätig war, gab Einblicke in Operationen bei Tumorpatienten sowie in größere Eingriffe an der Hüfte.
"In der Knieendoprothetik kommt immer häufiger der Mako-Roboter zum Einsatz. Er ist ein Mischtyp zwischen Navigationssystem und kleiner Fräsmaschine, der zum Beispiel bei der Frage, welche Beinachse das Ziel des Knieersatzes ist, nur fraglichen Nutzen erbringt", berichtete Prof. Dr. Rolf Haaker, der seit 20 Jahren die Klinik für Orthopädie in Brakel leitet. Dort revolutioniert hingegen "Augmented Reality" die Technik bei der Implantation von Knieprothesen.
Diese auf den ersten Blick sehr unscheinbare Brille unterstützt die spezialisierten Operateure des Brakeler Krankenhauses. Oberarzt Dr. Mojtaba Sakhaii und Oberarzt Dragan Jeremic machten an verschiedenen Fallbeispielen bei Schulter- und Hüft-Operationen deutlich, dass Augmented Reality und der Einsatz von metallischen Implantaten zu einer hochmodernen Orthopädie mittlerweile dazu gehören und höchsten medizinischen Standards entspricht. Oberarzt Adham Moussa berichtete in seinem Vortrag darüber, bei der Planung von Schulterprothesen-Wechseln ebenfalls dreidimensionale digitale Planungsmethoden zu verwenden.
In den vergangenen mehr als 40 Jahren wurden bei der Brakeler Fortbildungstagung sämtliche Themen der Orthopädie und ihrer Grenzgebiete, von der Gelenkspiegelung aller großen Gelenke über die Fußchirurgie, Kinderorthopädie, Rheumachirurgie, Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen bis hin zum breiten Themenspektrum des künstlichen Gelenkersatzes mit in- und ausländischen Experten diskutiert.
Das Endoprothetikzentrum am St. Vincenz Hospital in Brakel gehört zu den ersten zertifizierten Zentren dieser Art in Deutschland. Jährlich werden dort mehr als 1000 künstliche Gelenke eingesetzt. Mit modernsten Diagnose- und Therapieverfahren entwickeln die Fachärzte individuelle Implantatkonzepte.
Foto: KHWE