Kreis Höxter (red). Die Jugendbildungsstätte Fürstenberg, bekannt vor allem durch das angegliederte Mittelalterdorf Bokenrode, wird vorrübergehend umfunktioniert. Wie Projekt Begegnung mitteilt, wird die Einrichtung zunächst einmal für ein halbes Jahr exklusiv dem Kreis Höxter zur Verfügung gestellt, damit dort 16 Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern auf der Flucht sind, untergebracht werden können.
„Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen“, sagen Robert Hartmann, Geschäftsführer der Projekt Begegnung gGmbH, und Tim Probsthain, Leiter der Jugendbildungsstätte Fürstenberg. Sie weisen darauf hin, dass die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2022 mehr geflüchtete Menschen aufgenommen hat als in den Jahren 2015 und 2016 zusammen – den Jahren mit der ersten großen Flüchtlingswelle.
„Diese Maßnahme bringt leider mit sich, dass wir mehreren Schulklassen und Gruppen ihren schon gebuchten Aufenthalt in unserer Einrichtung stornieren müssen“, erläutert Probsthain. „Das ist sehr schade, aber wir haben uns angesichts der Notsituation sofort entschieden, entsprechend auf die Anfrage des Kreises Höxter zur Unterbringung der jungen Menschen zu reagieren“, ergänzt Hartmann. Schließlich sei es nicht hinnehmbar, dass unzählige minderjährige Alleinreisende seit Wochen und Monaten in Sporthallen und Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind.
„Wir sind nach intensiver Suche und Prüfung verschiedener Möglichkeiten, die allesamt erfolglos verliefen, sehr dankbar, dass Projekt Begegnung uns mit diesen 16 Betreuungsplätzen unterstützt“, sagt Klaus Brune, Leiter des Jugendamtes des Kreises Höxter. „Hier beweist sich einmal mehr die langjährige gute Zusammenarbeit. Projekt Begegnung als Träger mit viel Erfahrung im Umgang mit geflüchteten Minderjährigen genießt unser volles Vertrauen.“
Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten, darunter Hunderttausende Kinder und Jugendliche. „Viele von ihnen sind allein unterwegs oder wurden auf der Flucht von ihren Familienangehörigen getrennt. Für diese besonders schutzbedürftigen Kinder und Jugendlichen brauchen wir dringend weitere qualifizierte Betreuungsplätze“, erklärt der Jugendamtsleiter die anhaltende Notlage. Die Landesregierung hat Aufnahmequoten für die Jugendämter in Nordrhein-Westfalen festgelegt. Demnach muss der Kreis Höxter aktuell 57 minderjährige Flüchtlinge aufnehmen, die ohne Begleitung von Sorgeberechtigten unterwegs sind. „Aufgrund des weiterhin starken Flüchtlingsstroms nach Deutschland werden dem Kreis Höxter voraussichtlich weitere unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zugewiesen, für die wir dann auch zusätzliche Plätze benötigen“, so Brune.
Die von der Stornierung betroffenen Schulklassen und Gruppen können sich mit Projekt Begegnung in Verbindung setzen, es wird versucht, alternative Unterbringungsmöglichkeiten zu finden. Die Kontaktaufnahme ist möglich telefonisch unter 05271/5281 von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr oder per E-Mail unter