Bad Driburg/ Kreis Höxter (red). Ohne die Unterstützung ausländischer Ärzte stößt das deutsche Gesundheitssystem an seine Grenzen. "Der Fachkräftemangel wird künftig noch stärker spürbar sein", sagt Ralf Schaum, Personalleiter der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE).
Um die Integration ausländischer Ärztinnen und Ärzte zu unterstützen, wird im Rahmen des Programms IQuaMed (Integration durch Qualifizierung und Anerkennung in medizinischen Arbeitsfeldern) im IQ Netzwerk NRW in Bad Driburg das "Praxisseminar Humanmedizin" zum dritten Mal in Kooperation mit dem mibeg-Institut Medizin aus Köln durchgeführt. "Die ausländischen Kollegen profitieren enorm davon, wenn sie umfassend vorbereitet in ihren Job gehen. Das spüren in letzter Konsequenz vor allem die ihnen anvertrauten Patientinnen und Patienten!", so Schaum. Gerade im sensiblen Bereich der Gesundheit sei die Kommunikation auf einem hohen sprachlichen Niveau immer ein Indikator für Qualität. Schaum: "Wir sind bundesweit das einzige Klinikum, das ausländische Ärzte auf diesem Niveau vor dem Beginn ihrer ärztlichen Tätigkeit in Deutschland qualifiziert. Kollegen aus anderen Krankenhäusern erkundigen sich bei uns regelmäßig zu Aufbau und Durchführung dieses Kooperationsprojekts zwischen dem mibeg-Institut Medizin und der KHWE".
Unlängst haben 12 ausländische Ärztinnen und Ärzte mit dem Praxisseminar Humanmedizin in Bad Driburg begonnen. Sie kommen zum Beispiel aus der Ukraine, Brasilien und Albanien. Das "Praxisseminar Humanmedizin" wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gefördert.
In den kommenden sechs Monaten werden die Teilnehmer in 730 Unterrichtstunden umfassend qualifiziert: In den ersten beiden Monaten erweitern die ausländischen Mediziner ihre vorhandenen Sprachkenntnisse jeweils 40 Stunden pro Woche, gleichzeitig erfolgt eine berufsfachliche Qualifizierung. Der zweite Abschnitt des Kurses umfasst eine Kombination aus theoretischem Unterricht und 300 Stunden Praktikum im Krankenhaus, bei dem die ausländischen Ärzte auf ihre spätere Tätigkeit vorbereitet werden: So lernen die Teilnehmer des Kurses neben medizinischem Grund- und Fachvokabular auch die Kommunikation in interdisziplinären Teams, sie simulieren Übergabegespräche, trainieren das Texten von Arztbriefen, erfahren Details zur Struktur des deutschen Gesundheitswesens und werden in rechtlichen Grundlagen unterrichtet. Fachliche Themen wie unter anderem Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie und Psychiatrie bereiten auf die ärztliche Tätigkeit in Deutschland vor.
Maike Tölle, Personalreferentin der KHWE, ist verantwortlich für die Durchführung des Seminars: "Unser Ziel ist, die Teilnehmer des Praxisseminars Humanmedizin langfristig an das Klinikum Weser-Egge zu binden".
Foto: KHWE